Das Assessment Center (AC)

Definition des Assessment Centers

Ursprünglich als Eignungs- und Einstellungstests in der Auswahl von Auszubildenden bekannt, hat sich diese Art des Auswahlverfahrens zwischenzeitlich zu einer weit verbreiteten Methode auch für Fach- und Führungskräfte entwickelt.

 

Der große Vorteil für Unternehmen liegt darin, die Fähigkeiten, Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale von Bewerbern auf vielfältige Weise zu überprüfen und zu bewerten.


Ablauf des Assessment Centers

Im Assessment Center werden verschiedene Aufgaben und Simulationen durchgeführt, um das Verhalten der Bewerber in unterschiedlichen Szenarien zu beobachten und zu bewerten um damit ein umfassendes Bild von den Kandidaten zu erhalten. Dies ermöglicht es Unternehmen, fundierte Entscheidungen bei der Besetzung von Positionen zu treffen und sicherzustellen, dass die ausgewählten Mitarbeiter gut zur Unternehmenskultur passen.

 

Wer eine Einladung zum Assessment Center bekommt, kann sich nur begrenzt darauf vorbereiten. Häufig sind die Aufgaben immer wieder andere. Dabei ist das oberste Gebot: authentisch zu bleiben und die eigenen Stärken und Fähigkeiten bestmöglich zu präsentieren.

 

Die Teilnehmer müssen oft Gruppenaufgaben lösen, Rollenspiele durchführen, Präsentationen halten oder Interviews führen. Dabei werden nicht nur fachliche Kompetenzen überprüft, sondern auch soziale Fähigkeiten wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Konfliktlösungkompetenz bewertet.

Oft sind die Durchführung von Persönlichkeitstest feste Bestandteile des Assessment Centers, deren Auswertung den persönlichen Eindruck der Bewerber zusätzlich bekräftigen soll.

 

Am Ende des Assessment Centers erhalten die Teilnehmer in der Regel ein ausführliches Feedback über ihre Leistung und ihr Verhalten während des Verfahrens. Dies kann für die persönliche Weiterentwicklung sehr wertvoll sein, unabhängig davon, ob man letztendlich die Stelle bekommt oder nicht.


Assessment in der Gruppe

Meist variiert die Teilnehmerzahl zwischen 2 und 20 Personen. Um das Ganze nicht zu langatmig werden zu lassen, werden die Teilnehmer oft in Gruppen eingeteilt – dementsprechend gibt es neben Einzel- auch Gruppenaufgaben, bei denen das Zusammenspiel der Teilnehmer getestet wird.

 

Da ein Assessment Center ein hohes Maß an Konzentration erfordert, sind Pausen zwischendurch sehr wichtig. Doch Vorsicht: Die Personalentscheider nutzen diese Gelegenheit gerne, um beispielsweise das Verhalten und die Kommunikation in einem lockeren Rahmen unter die Lupe zu nehmen. Behalten Sie Ihr Verhalten während des Aufgabenstellungen bei und verzichten Sie auf heikle Themen wie Religion, Politik oder Alkohol.


Einzel-Assessment-Center

Auch Einzel-Assessment-Center sind möglich. Meist werden sie vor allem für Führungspositionen eingesetzt oder im kleinen Rahmen für Fachkräftestellen, in dem vor oder nach dem persönlichen Gespräch eine Aufgabe in vorgegebener Zeit gelöst und im Anschluss präsentiert werden soll.

 

Während beim klassischen Assessment-Center ein großes Augenmerk auf die Gruppendynamik gelegt wird, haben beim Einzel-Assessment-Center introvertiertere Charaktere eine Chance.


Was erhoffen sich Unternehmen davon?

Eine eindrucksvolle Bewerbung sagt oft nicht ausreichend darüber aus, wie sich eine Person im Arbeitskontext verhalten würde.

 

Daher prüft das Unternehmen im Assessment Center gezielt arbeitsrelevante Kenntnisse. Auch wenn das Verfahren die Realität natürlich nie perfekt abbildet, wird die Prognosegüte erheblich verbessert – auch da häufig qualifizierte und erfahrene Beobachter wie Psychologen eingesetzt werden bzw. nur geschulte Personen das AC organisieren und durchführen. 

 

Ein weiterer Vorteil eines ACs für Unternehmen ist, dass eine sehr gute direkte Vergleichbarkeit zwischen den Teilnehmern gegeben ist. Das erleichtert die Entscheidung und schafft Transparenz: Es lässt sich leicht nachweisen, dass die Auswahl ausschließlich nach fachlichen und sozialen Kompetenzen erfolgt ist und im Sinne des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes gehandelt wurde. 


Welchen Vorteil haben Bewerber durch das AC?

Auch für die Teilnehmer bringt ein Assessment Center Vorteile: sie lernen ihre Stärken und Schwächen kennen, sich in verschiedenen Situationen zu präsentieren und ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

 

Durch eine ganzheitliche Beurteilung erhalten sie wertvolles Feedback zu ihren Leistungen und ihrem Verhalten, was zu ihrer persönlichen Weiterentwicklung beitragen kann.

 


Typische Assessment Center Aufgaben

Einstiegsfragen

  • Stellen Sie sich der Gruppe vor.
  • Erzählen Sie von Ihrem Werdegang und Ihren Zielen.

Ziel:

Ziel der Vorstellungsrunde ist es, dass sich die Bewerber gegenseitig kennen lernen und der Arbeitgeber einen ersten Eindruck von den rhetorischen Fähigkeiten der Teilnehmer erhält.

 

In der Regel beginnt der Bewerbungsprozess mit einer Vorstellung des Unternehmens durch den Moderator. Auch die Assessoren stellen sich kurz vor. Danach sind die Teilnehmer  an der Reihe, die ihren persönlichen Werdegang vorstellen.

 

Teilnehmer, die sich (positiv) von den anderen abheben, bleiben natürlich besser im Gedächtnis. Empfehlenswert ist es, sich bei der Selbstpräsentation am Unternehmen und der zu besetzenden Stelle zu orientieren und Anknüpfungspunkte zur eigenen Vita herauszuarbeiten.

 

 

Partner- oder Gruppenpräsentationen

Im Rahmen des ACs werden gerne die Ausarbeitung und Vorstellung von Partner- oder Gruppenpräsentationen verlangt. 

 

Bei der Partnerpräsentation interviewt der Teilnehmer seinen Partner und stellt ihn den Anwesenden vor. Bei der Gruppenpräsentation erläutern sich die Kandidaten in der Gruppe gegenseitig ihren beruflichen und persönlichen Werdegang und präsentieren die Ergebnisse gemeinsam.

 

Der nächste Schritt kann eine Themen- oder eine Stress-Präsentation sein. Bei der Themenpräsentation muss ein Vortrag zu einem vorgegebenen Thema gehalten werden, zum Beispiel zu einem unternehmensspezifischen oder einem aktuellen Thema aus Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft, zur Branche oder zur beruflichen Qualifikation. Hier geht es um Sachlichkeit, nicht um die eigene persönliche Meinung.

 

Bei der sogenannten Stresspräsentation wird dem Teilnehmer nur wenig Zeit zur Vorbereitung gegeben, um die Belastbarkeit zu testen.

 

Achtung: Kritische Zwischenfragen der Assessoren können die Schwierigkeit noch erhöhen.

 

Postkorbübung

Fallbeispiel: Ein Mitarbeiter hat gekündigt, und Sie müssen kurzfristig Ersatz finden. Gleichzeitig müssen Sie eine Präsentation für den Chef vorbereiten und dafür sorgen, dass eine verspätete Lieferung doch noch pünktlich ankommt. Ihre Frau ruft an und bittet Sie, Ihre Tochter in einer halben Stunde von der Schule abzuholen. Apropos Frau: Morgen ist ihr Geburtstag, und Sie haben noch kein Geschenk!

 

In dieser Postkorbübung geht es darum, unter erheblichem Zeitdruck mehrere Dokumente wie beispielsweise E-Mails mit zu erledigenden Aufgaben zu sichten, zu priorisieren und gegebenenfalls zu delegieren. Dabei werden auch Störer wie Anrufe oder streitlustige Gesprächspartner eingebaut, um den Teilnehmer des WCs zu verunsichern.

 

Das Unternehmen testet so, wie strukturiert und belastbar man unter hohem Stress arbeitet.

 

Fallstudien

Bei der Fallstudie (engl.: Case Study) werden werden die Teilnehmer mit einer komplexen Problemstellung konfrontiert, die in der Regel einen direkten Branchenbezug hat. Alternativ erwarten sie auch Denksportaufgaben allgemeiner Art.

 

Die Aufgabe ist es dann, anhand einer vorgegebenen Informationsmenge das Problem zu analysieren und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Dabei ist es wichtig, konzeptionell vorzugehen und Handlungsalternativen zu berücksichtigen. Mit dieser Aufgabe testet das Unternehmen unter anderem die Auffassungsgabe und das analytische Denkvermögen.

 

Beispiel für eine Fallstudie: Sie sind Abteilungsleiter in einem Unternehmen. Ihre Abteilung macht aus verschiedenen Gründen, die Ihnen in der Fallstudie vorgestellt werden, Verluste. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um sie zu retten? 

 

 

Rollenspiele

Ein Rollenspiel wird in der Regel unter Ausschluss der anderen Teilnehmer durchgeführt. Oft mit nur einem Teilnehmer oder bis zu 2 Kandidaten und einem oder zwei Assessoren.

 

In einem Rollenspiel werden beispielsweise Themen wie ein Mitarbeitergespräch, ein Beschwerdegespräch oder ein Verkaufsgespräch simuliert. Dabei gehen die Assessoren oft aggressiv vor, um das Verhalten in Stresssituationen zu testen. Es ist wichtig, ruhig zu bleiben und sich nicht zu impulsiven Antworten hinreißen zu lassen. 

 

Beispiel für Rollenspiel: Zwei Führungskräfte, die Kunden von Ihnen sind, möchten die Kosten für ein Angebot wissen. Sie rechnen die Kosten in Excel aus, während die beiden alles tun, um Sie zu durcheinander zu bringen – sie streiten miteinander, fallen Ihnen ins Wort, stellen Behauptungen auf etc.

 

In diesem Beispiel ist vor allem Fingerspitzengefühl gefragt, denn der Kunde ist König.

 

Gruppendiskussion

Der Gruppe wird ein Thema zur Diskussion gestellt, das einen Bezug zum Unternehmen oder zu einer aktuellen Tagesdebatte haben kann.

 

Beispiele für Diskussionsthemen:

  • Soll das Rauchen in der Öffentlichkeit verboten werden?
  • Soll wegen der Menschenrechte der Handel mit China eingeschränkt werden?
  • Soll die private Verwendung von Feuerwerk an Silvester verboten werden?
  • Brauchen wir ein verpflichtendes Soziales Jahr?
  • Brauchen wir ein Tempolimit von 130 km/h auf der Autobahn?

Diese Aufgabe kann auch abgewandelt und verschärft werden: Die Gruppe kann aufgefordert werden, sich selbst ein Thema auszudenken – ein erster Härtetest, bei dem es sich empfiehlt, eine Abstimmung vorzuschlagen. Alternativ muss jedes Gruppenmitglied in eine fest vorgegebene Rolle schlüpfen, so dass eine fremde, möglicherweise unbekannte Position argumentativ vertreten werden muss.

 

In der Gruppendiskussion kommt es darauf an, sachlich, logisch, offensiv und überzeugend zu argumentieren, ohne dabei die Meinung der anderen Teilnehmer zu übergehen.

 

Vorstellungsgespräch

Zum Ende hin wird je nach Teilnehmerzahl im Einzelgespräch ein Interview mit dem Teilnehmer geführt.

 

Hier dient die Zusammenfassung des gesamten Assessment Centers und die Selbsteinschätzung des Teilnehmers häufig als Gesprächseinstieg. Daraufhin folgen oftmals die typischen Fragen eines Vorstellungsgesprächs

 

 

 

Danach haben Sie anstrengende Stunden überstanden und nun heißt es: Abwarten!