Als Bewerber auffallen, statt in der breiten Masse zu verschwinden: Die Guerilla-Bewerbung.
Der Begriff Guerilla kommt aus dem Marketing. Im Guerilla-Marketing wird versucht, mit geringem Einsatz durch ungewöhnliche Aktionen eine möglichst große Wirkung zu erzielen. Die gleiche Absicht verfolgt auch die Guerilla-Bewerbung, die besonders kreativ sein soll um sich so von anderen Bewerbungen abzuheben. Doch nicht in jedem Beruf und bei jedem Personaler kommt das gut an.
Gerade Werbeagenturen sind bei Bewerbungen Überraschungen, aber auch Leid und Kummer gewohnt. In der Branche zählt Kreativität mehr als alles andere, natürlich wollen Job-Interessenten Neugier wecken und auf den ersten Blick beweisen, dass ihnen mehr einfällt als den Rivalen.
So wissen Mitarbeiter der Hamburger Agentur Jung von Matt allerhand zu erzählen über Bewerbungen in mit roten Schnüren gebundenen Heuballen oder mit kulinarischen Spezialitäten, die beim Eintreffen schon vergammelt sind. Einmal musste die Personalchefin gar per Schlachtermesser in einem Schuhkarton mit Gelatine nach dem einlaminierten Anschreiben wühlen - große Sauerei. Und die Kollegen von der Agentur Zum Goldenen Hirschen konnten all die Geweihe, die Bewerber mitschickten, bald nicht mehr sehen.
Guerilla Bewerbung Beispiele: Das haben andere schon gemacht
Eine 19-Jährige forderte einmal auf YouTube alle Nutzer auf, einem Radiosender zu schreiben, dass sie genau die Richtige für ein Praktikum sei. Es gelang, der Sender wurde mit Fanpost eingedeckt.
Ein Koch versandte seine Bewerbung in einer Bratpfanne und erhielt prompt die Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Und eine Grafikerin schickte ihrem Wunsch-Arbeitgeber zu Weihnachten einen Schoko-Osterhasen - mit dem Kommentar, sie sei ihrer Zeit eben voraus.
Ralf Dümmel berichtete bei der Show "Höhle der Löwen", er habe von einem Bewerber einen ausgefüllten Lotto-Schein erhalten, mit dem Satz: "Hallo Herr Dümmel, ob Sie damit einen 6er im Lotto haben, kann ich Ihnen nicht garantieren. Aber mit mir haben Sie ihn." Dieser Bewerber wurde sofort angerufen, zum Vorstellungsgespräch geladen und eingestellt.
Social Media Angeboten nutzen. Ein äußerst erfindungsreicher Bewerber hat auf den sogenannten Google-Effekt gesetzt. Personalverantwortliche und Führungskräfte suchen Kandidat_innen hin und wieder mit der Suchmaschine Google, um so deren Online-Reputation zu überprüfen. Als Keyword dient dann schlicht der Name des sich Bewerberenden. Der besagte Kandidat hatte eine Google Adwords Kampagne auf seinen Namen geschaltet, um bei den Suchergebnissen der Personalverantwortlichen ganz oben in der Liste aufzutauchen. Dort stand dann eine Anzeige mit seinem Stellengesuch. Die Aufmerksamkeit der Personalverantwortlichen war ihm sicher! Anders: Suchmaschinen-Werbung: Ein anderer Kandidat setzte in seiner Bewerbung auf einen Trick: Er buchte Werbung auf Google, die immer erschien, wenn die Wunschvorgesetzten ihren eigenen Namen in die Suchmaschine eingaben. Dann erschien etwa der Text: "Hey, Ian Reichenthal, sich selbst zu googeln, macht viel Spaß. Mich einzustellen auch."
Ein bisschen aus der Reihe tanzen und Ideenreichtum beweisen, gut und schön. Sicher kann man seinen Lebenslauf als Puzzle einsenden, auf eine Klopapierrolle schreiben oder das Anschreiben in einen Pizzakarton packen. Aber Witzischkeit kennt durchaus Grenzen: Es sind immer die des Humors der Personaler. Eine Kreativ-Bewerbung sei auf jeden Fall eine Gratwanderung, sagt Jürgen Hesse. Wer den Geschmack des Arbeitgebers nicht treffe, habe alle Chancen verspielt. Und zum Clown sollte man sich erst recht nicht machen. "Stellen Sie sich vor, ein 50-jähriger gestandener Betriebswirt, der seit Jahren Bereichsleiter in einer Firma war, kommt nun mit einer völlig schrägen Bewerbung daher - da hat er sehr schlechte Karten."
Individuelle Schlenker können auch nach hinten losgehen, wie das Beispiel einer Bewerberin zeigt, die einer Werbeagentur einen Fön mit dem Slogan schickte: "Ich bringe frischen Wind in Ihr Unternehmen." Die Antwort kam prompt: "Heiße Luft können wir selbst produzieren." Sabine Neumaier von der Bewerbungsberatung Ambitio in Berlin hält generell wenig von übertrieben originellen Bewerbungen. "Damit kommen Sie einfach nicht weiter. Sobald Sie die Professionalität und die Eleganz verlassen, wird eine Bewerbung lächerlich." Zwar müsse jede Bewerbung in irgendeiner Weise außergewöhnlich sein, um das Interesse eines Personalers zu wecken. "Aber die Form sollte den Inhalt verpacken und nicht vom Inhalt ablenken", findet Neumaier.
Faustregel: Je konservativer ein Unternehmen im Auftritt, in den Produkten und den Branchenritualen, desto zurückhaltender sollten sich Bewerber präsentieren. Die entscheidende Frage sei, wie viel Frechheit der potenzielle Arbeitgeber vertrage, betont Christoph Weissenböck vom Online-Jobportal Karriere.at. Auf jeden Fall brauche jede Guerilla-Bewerbung eine überzeugende Grundidee, "Konzeptlosigkeit lässt sich nicht durch oberflächlich zur Schau gestellte Kreativität wettmachen."
Besonders geeignet ist die ungewöhnliche Bewerbungsmethode für junge Menschen bis Mitte 20, die einen kreativen Job suchen. Und besonders beliebt sind die Guerilla-Bewerbungen in den Bereichen Design, Marketing und Werbung, in denen Kreativität gefragt ist. Diese wollen Jobanwärter schon bei der Bewerbung unter Beweis stellen, um die Stelle zu bekommen.
Als Erstes sollte man sich über das Unternehmen schlaumachen, bei dem man sich bewerben will. Dann geht es ans Feintuning. Eine unkonventionelle Bewerbung muss inhaltlich zur Wunsch-Stelle passen, auch wenn sie formal aus dem Rahmen fällt. Zu verspielt sollte man sie nicht gestalten - denn Gaga-Aktionen fressen bei Personalern mitunter ärgerlich viel Zeit. Das macht Schnickschnack eher unbeliebt. "Firmen erhalten Dutzende, oft Hunderte Bewerbungen auf eine Stellenausschreibung. Da bleibt keine Zeit, um lange mit einer einzigen Bewerbung herumzuspielen", erklärt Weissenböck.
Auf keinen Fall sollte man versuchen, einen kreativen Einfall zu erzwingen, warnt Hesse: "Wem die zündende Idee fehlt, der ist besser beraten, sich auf seine Kompetenz, seine Leistungsbereitschaft und auf seine charakterlichen Stärken zu besinnen." Auch dann muss man nicht gleich langweilig daherkommen. "Jede Bewerbung sollte etwas Dynamisches haben und ein bisschen Power transportieren." Zum Beispiel könne man mit dem Format spielen, rät Hesse: Wer ein A4-Blatt quer legt oder einen kleinen Rand abschneidet, steche sofort aus der Masse hervor. "Das ist schon ein totaler Hingucker. Und man läuft nicht Gefahr, den Adressaten geschmacklich total vor den Kopf zu stoßen."
Sabine Neumaier setzt dagegen eher auf Traditionelles: "Achten Sie immer auf hervorragende Materialien. Nehmen Sie nicht ein einfaches Kopierpapier oder eine billige Mappe." Auch mit Farben ließen sich dezente Akzente setzen, insbesondere bei Online-Bewerbungen. Mit der Bewerbungsmappe sei es ähnlich wie mit dem Anzug oder dem Kostüm für das Vorstellungsgespräch: Ein bisschen müsse man einfach investieren.
Die Guerilla-Bewerbung muss originell sein, das Kopieren von anderen ist ein absolutes No-Go! Es ist wichtig, eigene Ideen zu entwickeln, denn durch das Nachahmen von anderen Ideen sagt man wenig über sich selbst aus, außer, dass man gut darin ist, das Werk von anderen zu kopieren. Eine Bewerbung ist Ausdruck des eigenen Stils und der eigenen Persönlichkeit. Der Fokus liegt auf der Individualität, um sich (so) von anderen Bewerbern abzuheben. Wenn keine eigene Idee vorhanden ist, sollte man es besser bei einer klassischen Bewerbung, die durch den Unternehmensbezug und gute Qualität überzeugt, belassen.
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